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Drohnen – die Kriegswaffe der Zukunft?

Foto: Pixabay / Alexandru Manole

Foto: Pixabay / Alexandru Manole

 

Drohnen sind allgegenwärtig 

In diesem Herbst berichtete die Presse aufgeregt von Drohnenüberflügen über Flughäfen und militärischen Einrichtungen in Europa, u.a. in München und Frankfurt. Reflexartig behaupteten Regierungspolitiker: Russland war’s. Inzwischen weiß man: Die Drohnen trugen weder Kameras noch Waffen, in Frankfurt war es ein Hobbypilot, über Bundeswehreinrichtungen konnten Flüge nicht verifiziert werden bzw. wurden ausgeschlossen. Drohnenüberflüge sind auch nichts Neues. Schon 2018 gab es 158, und die wachsende Anzahl in den letzten Jahren kann mit daran liegen, dass mehr und mehr Drohnen privat gekauft werden. Außerdem hat Chinas größter Drohnenhersteller - China deckt rund 90 % des Marktes ab – die automatische Sperre beim Anflug auf sensible Bereiche ersetzt durch eine bloße Warnung. Piloten können jetzt solche Gebiete überfliegen, und ihre Identifizierung ist oft nicht möglich. 

Drohnen verunsichern und ängstigen

Die Aufregung über diese letzten Flüge und die unverantwortliche Drohung von Markus Söder und anderen, Drohnen abzuschießen zeigt aber, wie sehr sich Verunsicherung breit macht. Wir sehen in der Ukraine, dass inzwischen Drohnen Kriege bestimmen, 70% aller Tötungen und Verwundungen im Ukrainekrieg passieren durch Drohnen. Deren Entwicklung schreitet rasant voran, und sie sind relativ billig und schnell in großer Zahl herzustellen. Die Ukraine will ihre Produktion in diesem Jahr auf zwei bis drei Millionen steigern, zusätzlich kauft sie tausende Überwachungsdrohnen im Ausland, auch bei uns. Immer mehr Start-ups in Deutschland, z.B. Helsing und Stark, bauen KI gestützte Systeme, die ständig neue Updates bekommen und auch autonom, d.h. unabhängig von menschlicher Steuerung, ihr Ziel finden. In die Drohnenforschung will die Regierung in den kommenden Jahren 10 Mrd. € stecken. Die rasche Weiterentwicklung macht es nach Ansicht der Bundeswehrführung nötig, Industriekapazitäten zu schaffen, damit die modernsten Drohnen jederzeit in ausreichendem Maß gebaut werden können. 

Drohnen sind ethisch und völkerrechtlich problematisch

Im Frühjahr kündigte das Verteidigungsministerium an, vorbei am Bundestag, autonome Drohnen testweise anzuschaffen. Sie werden dort als „Loitering (lauernde) munition“ bezeichnet, nicht als Waffen, so will man die ethischen und rechtlichen Vorbehalte umschiffen. Davon gibt es einige: Lt. Völkerrecht sind Waffen verboten, deren Einsatz nicht einem Verursacher zuzuordnen ist - bei autonomen Systemen ist das kaum möglich. Die UN arbeiten an einer Regulierung dieser Waffen, 100 v.a. kleinere Länder fordern ihren Bann, aber die großen geopolitischen Akteure blockieren. Seit Jahren ist die Anschaffung autonomer Waffen in Deutschland stark umstritten; dennoch bleibt eine öffentliche sowie parlamentarische Diskussion darüber aus. Ökologisch ist die Herstellung von Abermillionen Drohnen eine Katastrophe, da sie Unmengen an all den kritischen Rohstoffen erfordert, die auch für die grüne Transformation benötigt werden, und deren Abbau schon heute ganze Regionen verwüstet. Nicht zuletzt ist es permanenter Terror für die Zivilbevölkerung, wenn „lauernde Munition“ stundenlang Ziele umkreisen kann, um dann plötzlich zuzuschlagen, oder wenn Drohnenschwärme jederzeit wie aus dem Nichts kommen können. 

Der Drohnenboom ist kaum aufzuhalten

Die erste Generation von Drohnen waren Überwachungsdrohnen, von der EU 2011 zunächst beschafft, um die Flüchtlingsrouten zu kontrollieren. Gleichzeitig testete aber Rheinmetall auch schon eine Kombination mit Überwachungs- und Kamikazedrohnen aus israelischer Produktion. Die aus Überwachungsflügen gewonnen Daten sind überaus nützlich für Entwicklung und Training von Kampfdrohnen. Seit 2019 verfolgt auch die Bundeswehr Pläne, KI- gestützt Drohnenschwärme einzusetzen um ein „gläsernes Gefechtsfeld“ zu erzeugen, das optimale Zielsicherheit ermöglicht. Die Unternehmen Helsing und Quantum Systems / Stark wollen an der Ostflanke der NATO aus zehntausenden Aufklärungs- und Kamikazedrohnen einen Drohnenwall aufbauen. Lt. ihres Verteidigungsweißbuchs von 2025 will auch die EU in den Wettlauf um die KI – basierte Rüstung eintreten und strebt ein „Ökosystem technologischer Innovation für die eigene Rüstungsindustrie“ an. Es sieht nicht so aus, dass der Drohnenboom aufzuhalten ist.

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